Wir haben versucht die Beerdigung so persönlich wie möglich zu gestalten.

 

Traueransprache

Liebe Familie Schiebel und Angehörige,

Liebe Trauergemeinde!

Der Tod des kleinen Robin, der mit 7 Jahren ganz plötzlich und unerwartet in Arolsen, wo er zur Schule ging, verstorben ist, hat uns heute zusammengeführt.

Wir sind alle tief erschüttert und bewegt und können nicht begreifen, was geschehen ist. Quälende Fragen tauchen auf, auf die wir keine Antwort wissen. Warum musste dieses junge Leben so früh verlöschen? Was ist mit Gottes Segen, der Robin bei seiner Taufe zugesprochen wurde? Warum wird dieser Familie so schreckliches Leid zugemutet? So kommen wir als Christen heute vor Gott und wir beklagen, dass wir die Wege, die er mit uns geht, oft nicht begreifen können. Gleichzeitig bitten wir Gott heute auch, dass er dieser Familie, die so viel Schweres durchleidet, besteht, ihnen hilft und sie stärkt und nicht verzweifeln lässt. Wir wollen uns nun dem Worte Gotte, der Bibel, zuwenden und darauf hoffen und vertrauen, dass es uns hilft, ein wenig Hoffnung und Licht in die Dunkelheit zu bringen.

Ich lese einen Text aus dem 10. Kapitel des Markus-Evangeliums, der dieser Traueransprache zugrunde gelegt werden soll.

In den Versen 13-16 heißt es:

“Einige Leute wollten ihre Kinder zu Jesus bringen, damit er sie berühre; aber seine Jünger fuhren sie an und wollten sie wegschicken. Als Jesus es bemerkte, wurde er zornig und sagte zu den Jüngern: ´ Lasst die Kinder doch zu mir kommen und hindert sie nicht daran; denn für Menschen wie sie steht Gottes neue Welt offen. Ich versichere euch: Wer sich Gottes neue Welt nicht schenken lässt wie ein Kind, wird niemals hineinkommen´. Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.”

Für mich, liebe, Trauergemeine, gehört diese Begebenheit, die hier geschildert wird, zu den anrührendsten Szenen des Neuen Testamentes. Um diese Bibelstelle richtig einordnen zu können, muss man sich immer wieder klar machen, welch geringen Stellenwert Kinder in der gesamten Antike, ja bis hin zur Neuzeit hatten. Viele Kinder verstarben früh und erreichten nicht das Erwachsenenalter. Kinder galten als unfertige Erwachsene, die schön früh hart arbeiten mussten. Für die Jünger war es deshalb fast skandalös, dass die Mütter ihre unwichtigen Kinder zu dem großen Meister Jesus bringen wollten, der doch wahrlich Wichtigeres zu tun hatte, als sich um Kinder zu kümmern. Jesus aber wird zornig über das Verhalten der Jünger und lässt die Kinder zu sich kommen. Im Luther-Text heißt es sogar, er herzte die Kinder. Das heißt, für Jesus sind die Kinder besonders wichtig und wertvoll. Ja, sie können sogar Vorbilder sein für Erwachsene, weil sie Gottes neue Welt unbefangener als Geschenk annehmen können.

Ich möchte gerne, liebe Familie Schiebel, dass sie sich vorstellen, dass der kleine Robin zu den Kindern gehört, die Jesus herzte und lieb hatte. Robin ist jetzt in dieser neuen Welt Gottes, von der Jesus gesprochen hat. Alles, was ihn hier behindert und beeinträchtigt hat, ist nun weg. Das neue Leben in der Welt Gottes ist für ihn Befreiung aus Leid und Tod. Für uns Christen ist die Liebe die stärkste Macht.

Was die Liebe vermag, liebe Eltern Schiebel, das haben sie selbst erleben dürfen. Ich denke, es hat uns alle sehr beeindruckt und bewegt, mit wie viel Energie, Fürsorge, Engagement und Liebe Sie den kleinen Robin, der es durch seine schweren Behinderungen nicht leicht hatte, begegnet sind und wie viel Lebensfreude sie ihm schenken konnten. Auf der anderen Seite haben auch Sie viel empfangen. Der kleine Robin, der eigentlich ein ganz Großer war, hat Sie durch seine fröhliche Art, seine Lebensfreude, die er ausstrahlte, reich beschenkt. Er hat Sie und Ihre Familie tief geprägt. Und so denke ich, dass Sie heute an diesem Tage des Abschieds, neben der Trauer auch Dankbarkeit dafür empfinden, dass Ihnen, trotz aller Schwierigkeiten, so vieles mit Robin auch gelungen ist. Dankbarkeit dafür, dass er bei Ihnen war, dass Sie ihn hatten und 7 Jahre mit ihm verleben durften.

Als Christen dürfen wir heute gewiss sein, dass Robin in Gottes neuer Welt gut aufgehoben sein wird. Für ihn ist gesorgt, er ist aus Ihrer Verantwortung entlassen. Jetzt sind andere für ihn da in Gottes ewiger Welt.

Wir wünschen Ihnen, liebes Elternpaar Schiebel, dass Gott Sie in dieser schweren Zeit trösten und stärken möge und Sie wieder Licht am Ende des Tunnels sehen.

Amen!

 

Abschiedsandacht in Bad Arolsen am 23.02.06

Begrüßung:

Wir sind hier zusammengekommen, weil uns einer fehlt. Vor 2 Wochen ist der Robin gestorben. Wir haben hier ein Foto von ihm (Mitte...). Wir wollen uns heute noch einmal ein bisschen Zeit und Ruhe nehmen, um uns von Robin zu verabschieden und um für ihn und alle die ihn lieb hatten zu beten. 

                                                                                                    

Er war ja noch gar nicht so lange hier in Arolsen. Erst im letzten Sommer ist er hierher gekommen. Aber die kurze Zeit hat ihm gereicht, um viele Freund zu finden. ... Er ist nur 7 1/2 Jahre alt geworden. Das hat uns erschreckt und traurig gemacht. Niemand konnte was dagegen tun. Niemand konnte ihn festhalten. Der Tod hat ihn einfach weggenommen. Das tut sehr weh.

Wenn etwas sehr schwer ist, tut es mir gut, zu beten. Deshalb möchte ich das jetzt gerne tun.

 

Gebet, Kerzenritual:

Gott, wenn jemand, den wir lieb haben, stirbt, dann ist es sehr schwer, mit unserer Traurigkeit fertig zu werden. ... Wenn wir traurig sind, oder Angst haben oder uns ohnmächtig fühlen:

bitte Gott, bleib du bei und. Lass uns fühlen, dass du uns nahe bist und uns trösten willst.

Und: nimm auch den Robin jetzt liebevoll in deine Arme und behüte ihn. Wir möchten dir gerne vertrauen, glauben, dass du es wieder ein bisschen hell machen kannst für uns - und für Robin.

                                 

Und wir zünden Kerzen an.

Die 1. Kerze brennt für unsere Traurigkeit. Es tut weh, Robin verloren zu haben. Aber das erinnert uns auch daran, wie gerne wir ihn hatten.

Die 2. Kerze zünde ich an für unseren Mut. Es braucht viel Mut, seinen Kummer zu fühlen und zu zeigen. Und es braucht Mut, einander zu halten und zu trösten.

Die 3. Kerze soll leuchten für alle die Erinnerungen, die wir an Robin haben. Die Erinnerungen an die Zeiten, in denen ihr mit ihm gelacht habt, und die Zeiten, in denen ihr vielleicht auch mal ärgerlich aufeinander wart. Sie brennt für die Erinnerungen an all die Liebe und die Freude, die Robin denen geschenkt hat, die ihn Kannten. Sie brennt für die kleinen Paprikastückchen, die er grinsend versteckt hat und für die 1000 Küsse, di er verteilt hat. Sie brennt für die Freude, die er an Robin Williams, Tokio Hotel und das Rap-Huhn hatte. Sie brennt für seine Fröhlichkeit, seine Stolz und für die große Kraft, mit der er alle seine Gefühle gelebt hat.

Die 4. Kerze ist das Licht der Liebe. Die, die ihn lieb gehabt haben, werden den Platz in Ihrem Herzen pflegen, der Robin gehört. Diese Kerze brennt auch für die Liebe, die wir für andere haben Überall da, wo wir freundlich und liebevoll miteinander umgehen, da wird es hell... .

Predigt

Ich glaube, für uns fängt immer wieder hier auf der Erde ein neuer Tag an, solange wir leben. Die Sonne geht jeden Morgen wieder auf. Aber ich glaube auch, für alle Menschen, die gestorben sind fängt ein neuer Tag an. Ich bin sicher, dass Robin nicht verloren gegangen ist. Ihr habt dem Robin Briefe geschrieben. Manche sind lange Briefe. Manche sind ein kurzer Gruß - mit genauso viel Liebe drin.

Ich habe mir überlegt, was wohl Robin euch schreiben würde, wenn er das könnte.

Vielleicht würde der ungefähr so lauten:

An alle, die ich gern gehabt habe, etwas, das ich euch sagen möchte. Als erstes sollt ihr wissen: Ich bin gut angekommen. Ich schreibe euch vom Himmel, wo ich bei Gott wohne. Hier gibt es keine Tränen der Trauer mehr und keine Behinderung. Hier gibt es nur ewige Liebe. Bitte seid nicht unglücklich, nur weil ich nicht mehr zu sehen bin. Denkt daran, dass ich jeden Morgen, jeden Mittag und jede Nacht  bei euch bin.

In der Nacht, als ich euch verlassen musste, als mein Leben auf der Erde vorüber war, las Gott mich auf und umarmte mich und er sagte: "Ich heiße dich willkommen. Es ist gut, dich wieder zu haben. Du wurdest vermisst, als du fort warst. Wie von deiner geliebten Familie und deinen Freunden. Sie werden später auch hier sein. Ich brauche dich hier so nötig als Teil meines großen Plans. Es gibt so viel. das wir tun müssen, um den Menschen auf der Erde zu helfen."

Dann gab Gott mir eine Liste der Dinge, die ich für euch tun soll. Der größte Teil meiner Liste ist, euch zu beobachten und für euch zu sorgen. Und ich werde bei euch sein jeden Tag und jede Woche und jedes Jahr. Und wenn ihr traurig seid, bin ich da, die Tränen abzuwischen. Und wenn ihr nachts im Bett liegt, die Sorgen des Tages in die Flucht geschlagen sind, sind Gott und ich in der Mitte der Nacht bei euch.

Wenn ich an mein Leben auf der Erde denke und an die Zeit voller Liebe, sie müssen euch Tränen bringen, weil ihr nur menschlich seid. Es ist gut, wenn ihr weint. Habt keine Angst davor. Das hilft, den Schmerz zu ertragen. ... Ich wünschte, ich könne euch sagen, was Gott alles vorhat. Aber ihr würdet es nicht verstehen.

Wisst ihr, als ich bei euch war, da hatte ich einen Auftrag: Ich sollte euch zeigen: Es ist ganz egal, wie groß oder klein einer ist, ob einer sprechen kann oder nicht, oder was er nun alles genau mit seinen Händen machen kann. Nur eines ist wichtig: Jeder Mensch ist auf der Welt, weil Gott ihm das Leben geschenkt hat: damit er lebt, damit er liebt, damit er Freunde hat, und kämpft und  schmusen kann und Musik hören, neues Lernen ... .

Ich glaube, ich habe meinen Auftrag ziemlich gut erfüllt. Eines ist sicher: Obwohl mein Leben auf der Erde vorbei ist, bin ich euch näher, als ich je vorher war. Und, meine vielen Freunde, vertaut darauf, dass Gott  es am besten weiß.

Ich bin gar nicht weit von euch entfernt. ... Ihr habt steinige Wege vor euch und viele Berge zu erklimmen, aber gemeinsam können wir es schaffen, einen Tag nach dem anderen. ... Ich habe immer gedacht: wenn du der Welt etwas gibst, wird die Welt dir etwas geben. Wenn du jemandem im Kummer und im Schmerz helfen kannst, dann kannst du Gott am Abend sagen: "Mein Tag war nicht umsonst. Ich bin zufrieden, dass mein Leben wertvoll war, weil ich weiß, dass ich viele, denen ich begegnet bin, zum lächeln gebracht habe."

Wenn du also jemanden triffst, der niedergeschlagen und in gedrückter Stimmung ist, reich ihm deine Hand und hilf ihm auf, während du vorübergehst. Wenn du die Straße entlang gehst und ich komme dir in den Sinn, dann gehe ich in deinen Fußspuren gerade einen halben schritt hinter dir. Und wenn du diese sanfte Brise oder den Wind auf deinem Gesicht fühlst, das bin ich, der dich fest drückt oder nur sanft umarmt.

Und wenn es später einmal Zeit ist, deinen Körper zu verlassen, um frei zu sein, denke daran, dass du nicht gehst, sondern hierher zu mir kommst. und ich werde dich immer lieben aus diesem Land hier oben. Und irgendwann werden wir uns alle wiedertreffen. P.S.: Gott grüßt in Liebe

Ich glaub ganz fest daran, dass alles, was der Robin erlebt hat, nicht verloren geht. Alles soll aufgehoben werden. In unseren Herzen ... und bei Gott. Und ich glaube genauso, dass der Robin selber aufgehoben ist bei Gott.. gut aufgehoben..... Ich will diese Kreuz hierher stellen ... es ist ein Zeichen für Jesus. Der ist auch gestorben obwohl er noch so gerne gelebt hätte. Alle, die ihn gerne hatten, konnten nicht helfen. Seine Grunde konnten gar nichts tun. Sie hatten so viele Fragen und keine Antworten. Aber drei Tage später haben sie dann plötzlich Dinge erzählt, die schwer zu verstehen sind. Sie haben gesagt: "Der Jesus ist nicht einfach verloren gegangen. Auch wenn unsere Augen das nicht sehen können: Jemand, der stirbt, verschwindet nicht einfach. Gott hebt jeden, der gelebt hat sorgfältig bei sich auf."

 

Teelichter       

Ich habe ganz viele Kerzen hergestellt. Jedes Kind darf eine anzünden - einfach ein Licht anmachen und dabei an Robin denken.

Es tut gut, Traurigkeit zuzulassen. Und wenn Tränen kommen wollen, dann dürfen sie das. Die können das Herz reinigen. Sie spülten den Kloß im Hals weg.

Vielleicht hilft ein Satz aus der Bibel :"Gott wird alle Tränen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Traurigkeit, keine Klage, keine Mühe, Was früher war, soll vorbei gehen."

Wer die Worte on sein Herz fallen lässt, der kann sich vorstellen, wir Gott die Tränen jetzt abwischt, wie er zärtlich streichelt und sagt: Es wird alles gut."

Gott will, dass wir von guten Mächten umgeben sind - nicht von bösen.

Robin hatte eine große Lebenskraft, einen unbändigen Willen, mit dem er so viele Schwierigkeiten überwunden hat. Ich bin mir sicher: Diese große Kraft war von Gott und ich wünsche euch: diese große Lebenskraft, die durch alle schweren Zeiten tragen kann - die soll jetzt in euch wirken. Vielleicht ist das das große Geschenk von Robin an alle, die ihn gekannt haben. Das ist die große Ehre, die wir ihm antun können: Auf diese Kraft zu vertrauen, mit ihr zu leben, von ihr sich tragen zu lassen.

Also: wenn sie Robin geliebt haben (und das haben sie). suchen sie die Lebenskraft, die er hatte - und gehen sie - ins Leben!

Gebet:

Gott, du bist der einzige, der Robin, und uns helfen kann. Darum bitten wir dich: - Sei Robin jetzt ganz nahe. Es soll ihm gut gehen. Behüte ihn und behüte uns und behüte alle, die wir lieb haben. Wir bitte dich: Herr, erbarme dich. - Gott, auch wenn wir manchmal gar nicht mit Worten sagen können, was wir fühlen: hilf uns, dass wir miteinander leben, aufeinander acht geben und einander trösten können. Wir bitten dich: Herr, erbarme dich. Gott, wir beten für alle, die Robin ganz besonders geliebt haben. Ihnen war er in besonderer Weise unendlich kostbar. Hilf ihnen zu glauben, dass er für dich genau so kostbar und immer noch ist. Hilf ihnen und uns allen, dass wir au der Traurigkeit herausfinden können. Wir bitten dich: Herr, erbarme dich. - Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die es schwer haben, lass sie den Mut nicht verlieren. Wenn sie kämpfen müssen, dann hilf ihnen. Wenn sie traurig sind, dann tröste sie. Wenn sie eines Tages sterben müssen, dann schicke einen Engel, der sie zu dir begleitet. Wir bitten dich: Herr, erbarme dich.

Es folgt das Vater unser!

Ich möchte noch ein Lied mit euch singen: "Geh unter der Gnade. Geh mit Gottes Segen. Vielleicht können wir ja unserem Herzen sagen: "Ja, Robin. Geh. Geh unter der Gnade. Wir sind zwar traurig, aber wir lassen dich los. Gott ist mit dir." Ich glaube, Robin denkt das sicher auch: Mama, Papa, meine Schwestern, Opa und alle meine Freunde: ihr dürft gehen. Ich weiß, jetzt ist euer Herz schwer, aber Gott und ich, wir wollen, dass ihr geht. Wieder hinein in das Leben. Ihr sollt lachen, wie ich auch immer gelacht habe, ihr sollt zornig sein und kämpfen, ihr sollt schmusen und Musik hören. Ihr sollt leben. Geht mit Gottes Segen."

Geh unter der Gnade

Gleich, nach dem Segen wollen wir unser Wünsche für Robin in den Himmel schicken. Jeder bekommt am Ausgang einen Luftballon, an dem die Wunschkarten befestigt werden. Wir gehen zum Schulhof. Dort  erst lassen wir sie steigen.

Wir fassen uns an den Händen. - Keiner ist allein mit seiner Traurigkeit

 

Segen

Der Herr segne und behüte euch.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über euch

und sei euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch

und gebe euch Frieden.

AMEN